Interventionen mit Jugendlichen, die sexuell grenzverletzendes Verhalten zeigen: Die Wirksamkeit des forensischen Therapieprogramms für ein angemessenes Sexualverhalten (ThePaS)

Marcel Aebi, Chiara Krause, Steffen Barra, Gunnar Vogt, Leonardo Vertone, Madleina Manetsch, Daniela Imbach, Jérôme Endrass, Astrid Rossegger, Klaus Schmeck & Cornelia Bessler

Praxis der Rechtspsychologie 33 (2), November 2023, S. 7–32
Deutscher Psychologen Verlag GmbH, Berlin
https://doi.org/10.51625/pdr20230201

Zusammenfassung

Die Wirksamkeit von spezialisierten Behandlungen zur Verhinderung krimineller Rückfälligkeit bei Jugendlichen, welche sexuelle Grenzverletzungen (Jugendliche mit Sexualdelikten, JS) begangen haben, ist unklar. Obwohl die meisten dieser Behandlungsprogramme auf den Prinzipien der kognitiven Verhaltenstherapie basieren, gibt es kaum entsprechende wissenschaftliche Evidenz. In der vorliegenden Studie wurde die Wirksamkeit des ambulanten Kurzprogramms, des Forensischen Therapieprogramms für ein angemessenes Sexualverhalten (ThePaS), überprüft. Es wurden zwei Versionen einander gegenübergestellt (ThePaS-I mit spezifischen Rückfallpräventionsstrategien vs. ThePaS-II mit Kompetenztraining). Während keine allgemeine Überlegenheit des ThePaS gegenüber sonstigen/keinen Therapiemaßnahmen nachgewiesen werden konnte, so zeigte sich doch, dass es bei JS, die das ThePaS-I absolviert hatten, nach der Behandlung zu niedrigeren Raten sexueller Rückfälligkeit kam als bei JS, die das ThePaS-II durchlaufen hatten. In Bezug auf die Rückfälligkeit unterstützen die vorliegenden Ergebnisse die deliktfokussierte Version des ThePaS, obschon die kompetenzorientierte Version zu einer schnelleren Verbesserung des psychischen Gesundheitszustandes der JS führte. Die Ergebnisse können weitere methodisch fundierte Studien bei straffälligen Jugendlichen oder Erwachsenen anregen.

Abstract

The effectiveness of specific treatments to prevent recidivism among adolescents who have sexually offended (ASO) is unclear. Although most these treatment programmes are based on the principles of cognitive behavioural therapy for recidivism prevention, there is little scientific support. The present study examines the effectiveness of a short-term outpatient treatment programme for adolescents, the Forensic Therapy Programme for Appropriate Sexual Behaviour (ThePaS), and compares two versions of this programme (ThePaS-I with specific relapse prevention strategies vs. ThePaS-II with skills training). Although general effectiveness of the ThePaS in comparison to no/other treatment approaches could not be proven, ASO in ThePaS-I showed lower rates of sexual recidivism after treatment than ASO in ThePaS-II. The present results support the offence-focused version of the treatment, although the competence-focused version led to faster improvement of ASO psychological well-being. The results may stimulate further methodologically sound studies with delinquent adolescents or adults.

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