Kriminalitätstendenzen in Krisenzeiten am Beispiel der COVID-19-Pandemie

Luisa Fricke, Frank Wendt, Laura Wittkopf & André Körner

Praxis der Rechtspsychologie 31 (2), Dezember 2021, S. 141–164
Deutscher Psychologen Verlag GmbH, Berlin
https://doi.org/10.51625/pdr20210207

Zusammenfassung

Die rasante Ausbreitung des COVID-19-Virus stellt die gesamte Welt vor eine immense Herausforderung. Dennoch wurde das Verhalten der Bevölkerung in solchen Krisenzeiten in Deutschland kaum erforscht. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung (N = 320) wurden in einer Online-Studie mehrere Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten innerhalb der COVID-19-Pandemie untersucht: Bedürfnisfrustration, soziale Isolation, Angst- und Stressempfinden, Verschwörungsmentalität, erhöhter Alkoholkonsum und die Eigenschaften der Dunklen Triade. Anhand von selbstkonstruierten Skalen wurde erfragt, wie sich seit Beginn der Krise die eigene Kriminalitätstendenz (SEKT-S) und die Billigung von Kriminalitätstendenzen bei anderen Personen (SEKT-A) verändert hat. Beide Skalen zur Erfassung der Kriminalitätstendenz erwiesen sich als hoch reliabel. Zwar ließ sich eine geeignete Passung in den Messmodellen finden, eine faktorielle Struktur war jedoch nicht erkennbar. Hohe Ausprägungen der Faktoren Bedürfnisfrustration, Verschwörungsmentalität, Alkoholkonsum sowie der Dunklen Triade stellten sich als geeignete Prädiktoren zur Vorhersage der Kriminalitätstendenz heraus. Der Faktor Dunkle Triade stellte einen Moderator in der Beziehung zwischen Bedürfnisfrustration und selbstbezogener Kriminalitätstendenz dar. Aufgrund der Heterogenität der untersuchten Stichprobe, lassen sich die Ergebnisse gut generalisieren. Wir diskutieren die Grenzen der eigenen Untersuchung und mögliche weitere Forschung zur Kriminalität in Krisenzeiten.

Schlüsselwörter: Kriminalitätstendenz, Pandemie; COVID-19, Verschwörungstheorien, Verschwörungsmentalität, Dirty Dozen, Psychopathie, Narzissmus, Machiavellismus

Abstract

The rapid spread of the COVID-19 virus challenges the entire world tremendously. Yet, little research has been done in Germany on the behavior of the population in such times of crisis. In the present study (N = 320), several effects on experience and behavior within the COVID-19 pandemic were investigated in an online study: frustration of needs, social isolation, feelings of anxiety and stress, adherence to conspiracy mentality, increased alcohol consumption, and Dark Triad characteristics. In addition, self-constructed scales were used to examine one’s own change in criminality tendency (SEKT-S) since the beginning of the crisis, as well as the approval of criminality tendencies in other persons (SEKT-A). Both scales were found to be highly reliable. Although a suitable fit could be found in the measurement models, a factorial structure could not be identified. High scores on the factors frustration of needs, adherence to conspiracy mentality, alcohol consumption and the dark triad turned out to be suitable predictors of criminality tendency. The Dark Triad factor represented a moderator in the relationship between need frustration and self-related crime tendency. Due to the heterogeneity of the sample studied, the results can be generalized well. We discuss the limitations of our own study and possible further research on crime in times of crisis.

Keywords: Tendency to crime, Pandemic; COVID-19, Conspiracy theories, conspiracy mentality, Dirty Dozen, Psychopathy, Narcissism, Machiavellism

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