Bindungsbeziehungen zwischen Eltern und Kindern im Kontext von Trennung und Scheidung: Welche Rolle spielen Umfang und Qualität des Eltern-Kind-Kontakts?

Ulrike Lux, Heinz Kindler, Sabine Walper & Janin Zimmermann

Praxis der Rechtspsychologie 31 (2), Dezember 2021, S. 27–52
Deutscher Psychologen Verlag GmbH, Berlin
https://doi.org/10.51625/pdr20210202

Zusammenfassung

Nach einer Trennung stellt sich für Eltern die Frage, wie sie die Betreuung ihrer Kinder in Zukunft aufteilen und gestalten. Während weitestgehend Konsens besteht, dass ein Beziehungserhalt zu beiden Elternteilen in der Regel förderlich für Kinder ist, besteht große Unsicherheit darüber, wie dies im Einzelfall umgesetzt werden soll und welche Bedeutung unterschiedlichen Kontextfaktoren zukommt. Dieser Beitrag bietet eine Übersicht zu den bindungstheoretischen Hintergründen und der aktuellen Forschungslage zu Aspekten kindlicher Bindungsbeziehungen im Kontext von Trennung und Scheidung, die bei der Entscheidung über die Aufteilung von Betreuungszeiten eine Rolle spielen können. Der Fokus liegt auf dem zeitlichen Umfang der Betreuung und Übernachtungskontakten in der frühen Kindheit, wenn sich Bindungsbeziehungen noch im Aufbau befinden. Neben förderlichen Aspekten werden auch Faktoren beleuchtet, die mit verstärktem Belastungserleben und emotionaler Verunsicherung der Kinder einhergehen, wie z.B. die Rolle elterlicher Konflikte und der Bindungstoleranz der Eltern. Der Beitrag schließt mit Interventionsempfehlungen bei konfliktbelasteten Familien.

Abstract

Following parental separation, parents face the question of how to develop a suitable parenting plan for their children in the future. While there is a broad consensus that maintaining relationships with both parents is generally beneficial for children, there is great uncertainty about how this should be implemented in individual cases and the importance of different contextual factors. This paper provides an attachment-informed perspective on aspects of children’s relationships in the context of separation and divorce that might be relevant when making decisions about parenting plans. The focus is on the amount of time and overnights spent with each parent in early childhood, when attachment relationships are still being formed. In addition to beneficial aspects, factors associated with increased stress and emotional insecurity for children, such as the role of interparental conflict and gatekeeping behavior, are also highlighted. The paper concludes with recommendations on interventions for families experiencing conflict.

Über die Zeitschrift

Gegründet als Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Sektion Rechtspsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) hat sich die Zeitschrift Praxis der Rechtspsychologie im Laufe der Jahre zu einem renommierten Fachorgan entwickelt, das Bezüge zwischen Wissenschaft und Praxis herstellt und somit einen Beitrag zu einer wissenschaftlich begründeten Praxis liefert. Neben den Themenbereichen der Rechtspsychologie werden psychologisch relevante juristische und rechtspolitische Probleme behandelt. Jede Ausgabe enthält mehrere Beiträge zu einem Schwerpunktthema, zudem Diskussions- und Praxisbeiträge, Falldarstellungen, Tagungsberichte, Rechtsprechung und Literaturhinweise. Die Schwerpunktthemen werden durch Gastherausgeber:innen koordiniert.

Die Zeitschrift richtet sich auch an Vertreter:innen angrenzender Fachgebiete wie Justiz, Anwaltschaft, Ministerien, Gerichte, Rechts-, Sozial- und Kriminalpolitik sowie im Bereich der sozialen Arbeit Tätige.

Über den Deutschen Psychologen Verlag

Der im Jahr 1984 gegründete Deutsche Psychologen Verlag GmbH ist der Verlag des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP). Der Verlag veröffentlicht Praxisratgeber, Arbeitsmaterialien und Tools für die berufliche Praxis von Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen. Zu den bekannten Publikationen zählen die Fach- und Verbandszeitschrift des BDP Report Psychologie sowie die Fachzeitschriften Wirtschaftspsychologie aktuell, VPP aktuell und Praxis der Rechtspsychologie, sowie der Informationsdienst Praxis Schulpsychologie. Daneben erscheinen im Verlagsprogramm elektronische Medien, Tools für Coaching und Psychotherapie sowie zahlreiche Buchveröffentlichungen zu praxisrelevanten Themen im Arbeitsfeld Psychologie und Psychotherapie.