Risiko- und Schutzfaktoren im Kontext von Radikalisierung und extremistischer Gewalt. Themenübersicht und Implikationen für die Wissenschaft und Praxis

Thea Rau, Anna Heimgartner & Marc Allroggen

Praxis der Rechtspsychologie 31 (1), Juni 2021, S. 5–28
Deutscher Psychologen Verlag GmbH, Berlin
https://doi.org/10.51625/pdr20210101

Zusammenfassung

Obwohl die Betrachtung von Risiko- und Schutzfaktoren im Hinblick auf extremistische Gewalt Hinweise darauf geben kann, welche Personen besonders gefährdet sind, sich zu radikalisieren, ist die evidenzbasierte Studienlage zu diesem Themenbereich „dünn“. Die folgende Arbeit stellt die Ergebnisse einer systematischen Literaturrecherche zu diesem Thema vor, die insgesamt 31 relevante Studien umfasst und diskutiert kritisch deren Aussagekraft. Fazit der Analyse ist, dass die in den Studien genannten Risiko- und Schutzfaktoren sehr unspezifisch sind. Sie können jedoch erste Hinweise geben, worauf Fachkräfte in der präventiven Arbeit achten sollten. Daneben können sie Anhaltspunkte dafür geben, welche insbesondere dynamischen Faktoren im Rahmen einer Deradikalisierungsarbeit mitberücksichtigt werden sollten. Weitere Implikationen lassen sich insbesondere für die Forschung ableiten. So benötigt es weitere Studien, um Risiko- und Schutzfaktoren besser erfassen zu können.

Abstract

Although the look at risk and protective factors in relation to extremist violence can provide indications of which persons are particularly at risk of becoming radicalized, the evidence-based study base on this topic is thin. The following paper presents the results of a systematic literature review on this topic, which includes a total of 31 relevant studies, and critically discusses their validity. The conclusion of the analysis is that the risk factors mentioned in the studies are unspecific. However, they can provide initial indications as to what specialists should pay attention and can also provide clues as to which dynamic factors in particular should be taken into account for deradicalization work. Further implications can be derived, especially for research. For example, further studies are needed to better identify risk and protection factors.

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