Von der Risikoeinschätzung zur Risikokommunikation
Astrid Rossegger, Jérôme Endrass, Jay P. Singh & Marc Graf
Praxis der Rechtspsychologie 32 (1), Juni 2022, S. 91–107
Deutscher Psychologen Verlag GmbH, Berlin
https://doi.org/10.51625/pdr20220104
Zusammenfassung
Das Gebiet der Risikoeinschätzung war lange von der Auffassung geprägt, dass der wissenschaftliche Fokus auf die Analyse der Trennschärfe gelegt werden soll. Die untersuchten Methoden galten dann als valide, wenn es ihnen mit einer hinreichenden Zuverlässigkeit gelang, Rückfalltäter von Nicht-Rückfalltätern zu unterscheiden.
Die forensisch-psychologische Risikoeinschätzung ist Teil eines komplexeren Geschehens, das für verschiedene Parteien Auswirkungen hat. Die Risikoeinschätzung muss an unterschiedliche Exptert:innen anderer Fachgebiete vermittelt werden. Die forensische Risikoeinschätzung ist Grundlage der forensischen Risikokommunikation, die wiederum Grundlage der forensischen Intervention bzw. des Risikomanagements ist. Wir empfehlen bei der forensischen Risikokommunikation eine Orientierung am Modell von Fischhoff (1995). Dabei handelt es sich um ein siebenstufiges Modell, dem wir Referenzliteratur aus der forensischen Forschung hinterlegen. Leitfragen sollen dabei die Anwendung für die praktische Arbeit erleichtern.
Abstract
The field of risk assessment was long dominated by the view that the scientific focus should be on the analysis of accuracy. The methods under investigation were considered valid if they succeeded in distinguishing recidivists from non-recidivists with a sufficient degree of accuracy.
The forensic risk assessment process is part of a more complex event that has implications for different parties. The result of the risk assessment must be communicated to different audiences. Forensic risk assessment is thus the basis of forensic risk communication, which in turn is the basis of forensic intervention or risk management. We recommend that forensic risk communication be guided by Fischhoff’s (1995) model. This is a seven-stage model to which we add reference literature from forensic research. Key questions are provided to facilitate the application of the model to practical work.
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Gegründet als Mitteilungsblatt für die Mitglieder der Sektion Rechtspsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) hat sich die Zeitschrift Praxis der Rechtspsychologie im Laufe der Jahre zu einem renommierten Fachorgan entwickelt, das Bezüge zwischen Wissenschaft und Praxis herstellt und somit einen Beitrag zu einer wissenschaftlich begründeten Praxis liefert. Neben den Themenbereichen der Rechtspsychologie werden psychologisch relevante juristische und rechtspolitische Probleme behandelt. Jede Ausgabe enthält mehrere Beiträge zu einem Schwerpunktthema, zudem Diskussions- und Praxisbeiträge, Falldarstellungen, Tagungsberichte, Rechtsprechung und Literaturhinweise. Die Schwerpunktthemen werden durch Gastherausgeber:innen koordiniert.
Die Zeitschrift richtet sich auch an Vertreter:innen angrenzender Fachgebiete wie Justiz, Anwaltschaft, Ministerien, Gerichte, Rechts-, Sozial- und Kriminalpolitik sowie im Bereich der sozialen Arbeit Tätige.
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